Für und Wider

Für- und Widerworte zur Idee der „Menschen- rechte für Menschenaffen“

 

(Im Original ist sowohl im Titel als auch im Text irreführender- weise von "Menschenrechten für Menschenaffen" die Rede. Tatsächlich gemeint sind bestimmte Grundrechte, die sowohl für Menschen als auch für Menschenaffen Relevanz haben.)

 

Vor dem Hintergrund einer durchaus erfolgsversprechen- den - letztlich aber (bislang) nicht zu Gesetzeskraft gelangten - Initiative des spanischen Regionalparlaments der Balearen von 2006, die auf regionaler Ebene ein- stimmig beschlossene Zuerkennung von  „Menschen- rechten an Menschenaffen“  auf ganz Spanien auszudehnen, war das Great Ape Project, auf dem die Balearen-Initiative fusste, Titelthema von Ausgabe 3/2007 des Quartalsmagazins "Tierbefreiung".

 

Überraschende Nachrichten aus Spanien brachten uns auf die Idee, das Thema „Great Ape Project“ in der Tierbefreiung aufzugreifen, ein Thema, das bisher aus unbekannter Ursache außen vor blieb. In Spanien nämlich debattiert man allen Ernstes über eine im Regionalparlament einstimmig beschlossene Gesetzesinitiative zur Aufnahme der „Menschenrechte für Menschenaffen“, die in ganz Spanien umgesetzt werden soll. Natürlich hat dieser Vorstoß über die Landesgrenzen hinaus hohe Wellen geschlagen, wie kann man denn auch den Gedanken ertragen, sich als Mensch auf einer Stufe mit Affen zu sehen. Klingt das nicht geradezu „affig“? Wir wollen uns hier aber nicht auf das Niveau der normalen speziesistischen Sprach- und Denkmuster herablassen, sondern uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen, was dieser Vorstoß für den Befreiungskampf für alle nichtmenschlichen Tiere bedeuten könnte, sollte es denn in Spanien als erstes europäisches Land nach Neuseeland tatsächlich gelingen, den menschenähnlichen Individuen elementare Rechte zuzugestehen, oder wohl angemessener formuliert: zurückzugeben.

In Tierrechts- und Tierbefreiungskreisen ist das Great Ape Projekt auch ein heikles und umstrittenes Thema. Wird es auf eine neue Grenzziehung und eine Festsetzung auf den Aspekt der Menschenähnlichkeit hinauslaufen oder kann man es einen ersten Schritt zum respektvolleren Umgang mit „Anderen“ deuten? Bleibt es ein einseitiger Gesetzesklüngel oder wird es zum allgemeinen Bewusstseinswandel beitragen?

 

Dies sind berechtigte Fragen und wir haben zwei Autorinnen gewonnen, die Münchnerin Sina Walden und die Berlinerin Franziska Brunn, die uns ihre persönlichen Meinungen zu dieser Idee der „Menschenrechte für Menschenaffen“ differenziert und frei von einseitiger Schwarz-Weiß-Malerei darlegen [...]

 

Wir sind gespannt, wie sich das Rad der Geschichte in Spanien und weltweit weiterentwickeln wird…

 

Sina Walden: Privilegien für Menschenaffen? (externer link)

 

Franziska Brunn: Wer wie wir ist, bekommt Rechte?! (externer link) 

 

Pressespiegel der Great Ape-Debatte von 2006 (Auszug)

 

Grundrechte für die Menschenaffen

 

Teneriffa Nachrichten vom 10.6.2006

 

Sollen Menschenaffen so etwas wie „Menschenrechte“ erhalten? Über diese Frage wird in Spanien heftig debattiert, seit die Regierungspartei der Sozialisten im Madrider Parlament eine entsprechende Ini-tiative gestartet hat. Der Vorschlag sieht vor, daß die Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Zwergschimpansen auf Grund ihrer Verwandtschaft mit dem Menschen bestimmte Grundrechte erhalten.

 

Genau genommen sollen den Menschenaffen drei Rechte zugesprochen werden. Dazu gehört erstens das Recht auf Leben. Dies besagt, daß die Primaten - ausser zur Selbstverteidigung - nicht getötet werden dürfen und ihre Lebensräume geschützt werden müssen. Das zweite Recht ist das auf Freiheit. Danach dürften Menschenaffen weder in Zoos gefangen gehalten noch in Zirkus-Arenen vorgeführt werden. Drittens soll für die Tiere das Recht auf körperliche Unversehrtheit gelten. Danach müßten Menschenaffen vor „Folter“ geschützt werden und dürften nicht mehr in Labors zu Forschungszwecken gebraucht werden.

 

Die Sozialisten von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero machten sich mit dem Vorstoß die Forderungen des internationalen „Projekts Menschenaffen“  (Internet: www.greatape-project.org) zu eigen, das vor acht Jahren gestartet wurde und nach eigenen Angaben von Wissenschaftlern an 70 Universitäten unterstützt wird. „Wenn Spanien die Vorschläge annimmt, wäre es nach Neuseeland weltweit das zweite Land, das unseren Empfehlungen folgt“, sagt Pedro Pozas, der Generalsekretär des Projekts in Spanien.

 

Das Vorhaben löste in Spanien erheblichen Wirbel aus und stieß zum Teil auf heftige Kritik. „Zu viel Fortschrittlichkeit führt zur Lächerlichkeit. Die Regierung will den Affen Rechte einräumen, die sie ungeborenen Kindern versagt“, meinte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, unter Hinweis auf die Problematik der Abtreibung.

 

Die Chefin der spanischen Sektion von Amnesty International, Delia Padrón, beklagte: „Es ist erstaunlich, daß den Affen Menschenrechte zugesprochen werden sollen, obwohl noch nicht einmal alle Menschen diese Rechte besitzen.“ Die spanische Umweltministerin Cristina Narbona unterstützt die Initiative, stellte aber zugleich klar: „Es geht um gewisse Grundrechte und nicht darum, den Affen die Menschenrechte zuzuerkennen. Dies ist ein Mißverständnis, das durch eine falsche Übersetzung aufgekommen ist.“

 

Die Zeitung „El Mundo“ ließ sich davon nicht überzeugen und wandte ein: „Wir sollten uns in Spanien beim Tierschutz um näherliegende Probleme kümmern wie zum Beispiel um die Frage des Stierkampfs.“ In einer Umfrage des Blattes sprachen sich 77 Prozent der Leser gegen das Vorhaben aus. In der Konkurrenzzeitung „El País“ witzelte der Kolumnist Andreu Buenafuente: „Als nächstes sollen die Menschenaffen noch Rentenansprüche und das Recht auf Bäume mit 30 Quadratmetern Wohnfläche erhalten.“

 

Dagegen ist dem Abgeordneten Francisco Garrido, der das Vorhaben im Parlament vorgelegt hat, nicht nach Witzen zumute. Für ihn sind die Menschenaffen „genetische Gefährten der Menschheit“. „Die Menschenaffen besitzen eine Selbstkontrolle und einen Sinn für die Vergangenheit und die Zukunft“, betonte der Parlamentarier. „Sie trauern über den Tod von Angehörigen, sie teilen sich die Nahrung, sie gehen feste Beziehungen ein und erlernen die Benutzung von Werkzeugen. Sie sind keine Menschen, aber sie gehören zu unserer Familie.“ Der Philosoph Jesús Mosterín ergänzte: „Wir Menschen sind nicht die Kinder der Götter, sondern die Cousins der Schimpansen.“

 

www.teneriffa-nachrichten.com/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=6&idart=1211

 

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Freiheit für die Affen im Zoo?

 

Badische Zeitung vom 12.5.2006

 

Spanien debattiert, ob Menschenaffen Sonderrechte zustehen

 

MADRID. Spanien diskutiert darüber, ob es sich dem “Projekt Große Menschenaffen” anschließen soll. Dann dürften Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos nicht in Zoos gehalten und keine Tierversuche mehr mit ihnen unternommen werden.

 

Die Vorlage war einfach zu günstig, um sie nicht in einen billigen Scherz zu verwandeln. “Mancher wird sagen, es sei logisch, dass die Sozialisten die Menschenaffen für superschlau halten, weil diese ihnen an intellektuellen Fähigkeiten nicht sehr weit überlegen schienen” , schrieb ein ultrarechter El-Mundo-Kolumnist am Tag, als ein sozialistischer Abgeordneter dem spanischen Parlament seinen Beschlussentwurf zum “Projekt Große Menschenaffen” vorstellte. Ende Mai werden die Abgeordneten darüber debattieren und abstimmen, ob die Menschenaffen den Menschen in einigen Rechten gleichgestellt werden sollen.

 

Im Lande hat die Debatte schon begonnen, und unvermeidlich ist sie vom Gelächter kreativer und einfältiger Witzemacher begleitet. Den Vorkämpfern der Affenrechte aber ist ihr Thema sehr ernst. Seit acht Jahren gibt es das “Great Ape Project” , einer ihrer Initiatoren ist der heiß umstrittene Philosoph Peter Singer. Auf ihrer Webseite (http://www.greatapeproject.org versuchen sie sich zu erklären. “Das Projekt will die Anerkennung eines Basisrechtsschutzes erreichen, mit dem jedem Bonobo, Schimpansen, Orang-Utan und Gorilla die Möglichkeit garantiert werden soll, sein Leben gemäß seinen eigenen besten Interessen zu leben. Diese Rechte wären denen ähnlich, die heute Menschen mit beschränkten Fähigkeiten zugestanden werden — wie Kindern oder jenen, die geistig unfähig sind und Betreuer benötigen, die ihre Interessen vertreten.”

 

In der Praxis hieße das, “sie nicht in Käfige oder Zoos einzusperren” , erklärt der sozialistische Abgeordnete Francisco Garrido. Misshandlungen, internationaler Handel oder der Einsatz als Versuchstier sollten “eliminiert” werden. Außerdem wird die Regierung aufgefordert, den Schutz der natürlichen Lebensräume der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen zu befördern. Zur Begründung führt er “die genetische Ähnlichkeit” zwischen Mensch und Menschenaffe an. Spanien wäre das zweite Land nach Neuseeland, das die Affenrechte als Sonderrechte anerkennen würde.

 

Die Kritik an dieser Initiative wie am “Projekt Großer Menschenaffe” überhaupt ist eine Kritik aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der eine Blick richtet sich auf den Menschen: Da alle Ethik eine menschliche Ethik ist, muss moralisches Handeln scharf unterscheiden, ob das Gegenüber ein Mensch oder eben kein Mensch ist. So beklagte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, dass man Affen Rechte zugestehen wolle, die Embryonen versagt würden. Der andere Blick richtet sich auf alle anderen Tiere: Warum haben Menschenaffen höheren Schutz verdient als zum Beispiel Kampfstiere? Die Sonderstellung des Affen als Genie unter den Tieren ist seit einiger Zeit am Bröckeln. “Kluges” Verhalten beobachten Forscher bei immer mehr Tierarten. Die Debatte ist eröffnet.

 

www.badische-zeitung.de/nachrichten/welt/54,51-9542745.html

 

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Affen wissen um die Zukunft

 

HANDELSBLATT vom 8.6.2006

 

Primatenforschung

 

Primaten teilen mit uns nicht nur den Großteil des Genpools, sondern auch die Fähigkeit vorauszuplanen. Das stützt die Forderung nach besonderen Rechten für sie. 

 

DÜSSELDORF. Als Francisco Garrido vor Wochen einen Entschließungsantrag ins spanische Parlament einbrachte, ahnte er wohl nicht, welch heftige Debatte er in Gang setzte. Der zu den regierenden Sozialisten gehörende Abgeordnete forderte, Menschenaffen wegen ihrer engen Verwandtschaft mit dem Homo sapiens per Gesetz gewisse Grundrechte zu gewähren, etwa das auf Leben, Freiheit und körperliche Unversehrtheit. Das hieße in der Praxis: Die natürlichen Lebensräume von Schimpansen, Orang-Utans, Gorillas und Bonobos sind zu schützen, sie dürfen weder in Zoos eingesperrt, im Zirkus vorgeführt noch zu Forschungszwecken benutzt werden.

 

Mit Spott und Kritik wird seitdem nicht gegeizt: „Als Nächstes sollen sie wohl noch Pensionsansprüche und das Anrecht auf Bäume mit 30 Quadratmetern Wohnfläche bekommen“, höhnte die Zeitung „El Pais“. Garrido verteidigt seinen Vorstoß damit, dass sich Primaten in vielerlei Hinsicht höchst menschlich verhalten: „Sie trauern über den Tod von Angehörigen, teilen sich die Nahrung, gehen feste Beziehungen ein und erlernen die Benutzung von Werkzeugen.“ Sie seien zwar keine Menschen, gehörten aber zu unserer Familie. Eine Steilvorlage für Federico Jiménez Losantos. „Mancher wird sagen, es sei logisch, dass die Sozialisten Menschenaffen für superschlau halten, weil diese Generation ihnen an intellektuellen Fähigkeiten nicht sehr weit überlegen ist“, ätzte der Kolumnist des „El Mundo“.

 

Was Losantos wohl in seinen Hosentaschen hat? Geldbörse, Hausschlüssel, eventuell einen Kugelschreiber oder ein Taschenmesser. Und warum schleppt er diese Dinge mit sich herum? Weil sie nützlich sein könnten. Vielleicht will er ja etwas aufschreiben oder einen Apfel schneiden, nicht jetzt, sondern später. Aus demselben Motiv rüsten wir Autos mit Ersatzrädern aus, backen Freunden Geburtstagskuchen und sparen für das Alter.

 

„Für zukünftige Bedürfnisse zu planen gehört zu den herausragenden geistigen Leistungen des Menschen“, erklärt Josep Call vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Gemeinsam mit Nicholas Mulcahy hat der Forscher in der Zeitschrift „Science“ Experimente veröffentlicht, die Losantos’ Worte in einer Weise bestätigen, die dem spitzfedrigen Kolumnisten kaum zusagen dürfte: Auch Affen planen für die Zukunft. Selbst für Call, der am Primatenforschungszentrum im Leipziger Zoo täglich mit unseren haarigen Vettern zu tun hat, ein überraschendes Ergebnis. „Die Fähigkeit zur mentalen Zeitreise galt bislang als einzigartig menschlich, doch das hat sich jetzt als falsch erwiesen.“ Zumindest in diesem Punkt sind die intellektuellen Unterschiede zwischen Menschenaffen und Menschen nicht sehr groß. Und das, Senor Losantos, gilt keineswegs nur für Sozialisten.

 

Am ersten Experiment nahmen fünf Zwergschimpansen (Bonobos) und fünf Orang-Utans teil, die schon gelernt hatten, mit einem Werkzeug Trauben aus einer Apparatur zu angeln. Im Testraum lagen acht Werkzeuge zur Auswahl, sechs ungeeignete und zwei passende. Nach fünf Minuten wurden jeder Affe in einen Nebenraum gesperrt und durfte zusehen, wie die Forscher sämtliche Werkzeuge entfernten. Als sich die Tür nach einer Stunde wieder öffnete, musste der Proband, um an das Leckerli im Futterspender heranzukommen, das geeignete Hilfsmittel zuvor in den Warteraum getragen und jetzt wieder mitgebracht haben.

 

Sechzehn Mal absolvierte jeder Affe das Experiment – und in mehr als der Hälfte der Versuche gelang den Tieren das Kunststück, das zumindest eine gewisse Vorstellung von „später“ voraussetzt. „Die Affen wählten, transportierten und behielten das passende Werkzeug nicht, weil sie es gerade brauchten, sondern, weil sie wussten, dass sie es in der Zukunft brauchen würden“, so Josep Call. „Zum ersten Mal hat ein nicht-menschliches Tier diese Fähigkeit zur Vorausplanung gezeigt.“ Den zuverlässigsten Weitblick besaß – wie sollte es anders sein – eine Frau. Das Orang-Utan-Weibchen Dokana nahm in 14 von 16 Versuchen das notwendige Utensil rechtzeitig an sich. Einmal kehrte sie zwar mit dem falschen zurück, doch dann brach die clevere Dame mit den roten Haaren so lange kleine Stücke vom „Schlüssel“ ab, bis er doch ins Schloss passte.

 

Durch Konditionierung – Stichwort Pawlowscher Hund – lässt sich das Ergebnis nicht erklären, denn jene Theorie besagt, dass Tiere eine bestimmte Handlung nur ausführen, wenn sie binnen weniger Sekunden dafür belohnt werden. Die Orang-Utans und Bonobos trugen aber Gegenstände in den Warteraum, obwohl sie eine Stunde auf ihren fruchtigen Lohn warten mussten. Möglich wäre allerdings, dass die Affen in diesem Zeitraum permanent an die Trauben gedacht haben, zumal sie den Futterspender stets sehen konnten.

 

Um das auszuschließen, baten die Forscher Dokana und Kuno, einen Bonobo, zu einem weiteren Experiment. Diesmal wurden sie nicht in den Warteraum, sondern in ein anderes Zimmer gebracht, wo sie über Nacht blieben. Erst vierzehn Stunden später durften sie in den Testraum zurück. Als sie morgens dort ankamen, hatten sie meist das geeignete Werkzeug dabei, Kuno bei acht von elf Versuchen, Dokana kaum seltener. „Entscheidend sind nicht die vierzehn Stunden, sondern ist, dass die Tiere dazwischen schliefen“, sagt Call. „Denn dass sie von den Trauben und deshalb auch vom Werkzeug träumen, ist mehr als unwahrscheinlich.“ Er wertet das als noch stärkeren Hinweis auf Vorausplanung: „Menschenaffen können über ein Problem nachdenken, das sie erst morgen lösen müssen.“ Sie behalten den Plan im Gedächtnis, um ihn am nächsten Tag umzusetzen.

 

Ob Affen über die Zukunft nachsinnen wie Menschen, wird man wohl nie wissen. Dazu müsste man in ihre Köpfe schauen. „Eher nicht“, vermutet Call, „sie haben schließlich keine Sprache.“ Dafür, dass Affen ihre Fähigkeit zu planen auch in freier Wildbahn nutzen, fehlen bisher Belege. Call geht aber davon aus: „Die Wahl des Schlafplatzes ist beispielsweise Teil dessen, was sie am kommenden Tag vorhaben.“

 

Bei den jüngsten Versuchen waren die Tiere stets allein im Warteraum. Das werden die Leipziger Wissenschaftler jetzt ändern, um herauszufinden, ob Primaten ihr Werkzeug vor diebischen Artgenossen schützen. „Falls ein Affe den Gegenstand gegen andere verteidigt, zeigt das umso mehr: Ihm ist klar, dass er das Ding noch brauchen wird“, sagt Call.

 

Menschenaffe und Mensch sind sich sehr ähnlich, müsste Federico Jiménez Losantos dann zugeben. Und wiederum gilt das nicht nur für Sozialisten. Es sei denn, der rechtsgesinnte Kolumnist rückt den Inhalt seiner Hosentaschen freiwillig raus.

 

www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1254016

 

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Die Würde des Affen - unantastbar?

 

dpa vom 10.06.2006 

 

Skurrile Debatte in Spanien

 

Spanien diskutiert darüber, ob es sich dem "Projekt Menschenaffen" anschließen soll. Dann dürften Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos nicht in Zoos gehalten und keine Tierversuche mehr mit ihnen unternommen werden.

 

MADRID - Die Vorlage war einfach zu günstig, um sie nicht in einen billigen Scherz zu verwandeln. "Mancher wird sagen, es sei logisch, dass die Sozialisten die Menschenaffen für superschlau halten, weil diese Generation ihnen an intellektuellen Fähigkeiten nicht sehr weit überlegen ist", schrieb der ultrarechte El Mundo-Kolumnist Federico Jiménez Losantos am Tag, als ein sozialistischer Abgeordneter dem spanischen Parlament seinen Beschlussentwurf zum "Projekt Menschenaffen" vorstellte. Ende Mai werden die Abgeordneten darüber debattieren und abstimmen, ob die Menschenaffen den Menschen in einigen Rechten gleich gestellt werden sollen. Im Lande hat die Debatte schon begonnen, und unvermeidlich ist sie vom Gelächter kreativer und einfältiger Witzemacher begleitet.

 

Den Vorkämpfern der Affenrechte aber ist ihr Thema sehr ernst. Seit acht Jahren gibt es das "Great Ape Project", einer ihrer Initiatoren ist der heiß umstrittene Philosoph Peter Singer. Auf ihrer Webseite www.greatapeproject.org versuchen sie sich zu erklären. "Das Projekt will die Anerkennung eines Basisrechtsschutzes erreichen, mit dem jedem Bonobo, Schimpansen, Orang-Utan und Gorilla die Möglichkeit garantiert werden soll, sein Leben gemäß seinen eigenen besten Interessen zu leben. Diese Rechte wären denen ähnlich, die heute Menschen mit beschränkten Fähigkeiten zugestanden werden - wie Kindern oder jenen, die geistig unfähig sind und Betreuer benötigen, die ihre Interessen vertreten."

 

In der Praxis hieße das, "sie nicht in Käfige oder Zoos einzusperren", erklärt der sozialistische Abgeordnete Francisco Garrido, der das Thema auf die Tagesordnung des spanischen Parlaments gebracht hat. Misshandlungen, internationaler Handel oder der Einsatz als Versuchstier sollten "eliminiert" werden, außerdem wird die Regierung aufgefordert, den Schutz der natürlichen Lebensräume der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen zu befördern. Zur Begründung führt der Parlamentarier "die genetische und ätiologische Ähnlichkeit" zwischen Mensch und Menschenaffe an; also die Ähnlichkeit in Erbanlagen und Ursprung. Spanien wäre das zweite Land nach Neuseeland, das die Affenrechte als Sonderrechte anerkennen würde.

 

Die Kritik an dieser Initiative wie am "Projekt Großer Menschenaffe" überhaupt ist eine Kritik aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der eine Blick richtet sich auf den Menschen: Da alle Ethik eine menschliche Ethik ist, muss moralisches Handeln scharf unterscheiden, ob das Gegenüber ein Mensch oder eben kein Mensch ist. So beklagte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, dass man Affen Rechte zugestehen wolle, die Embryonen versagt würden. Der andere Blick richtet sich auf alle anderen Tiere: Warum haben Menschenaffen höheren Schutz verdient als zum Beispiel Kampfstiere? Die Sonderstellung des Affen als Genie unter den Tieren ist seit einiger Zeit am Bröckeln. "Kluges" Verhalten beobachten Forscher bei immer mehr Tierarten. Die Debatte ist eröffnet.

 

www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/panorama/panorama/?em_cnt=878894

 

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Diskussion um Grundrechte für Primaten: Affen sind auch nur Menschen

 

Teneriffa Magazin, 176, vom 10.5.2006

 

Nach der Gesetzesänderung sind Tierversuche mit Affen verboten

 

Spanien - Eine Frage wird momentan heftig im spanischen Parlament diskutiert: Sollen Affen so etwas wie Menschenrechte zugestanden werden? Die regierenden Sozialisten starteten jüngst eine umstrittene Initiative, die davon ausgeht, dass Schimpansen, Zwergschimpansen, Gorillas und Orang Utans aufgrund ihrer Verwandtschaft zum Menschen einen Anspruch auf bestimmte Grundrechte hätten.

 

Drei Rechtssäulen

 

Dabei sollen drei Säulen die Rechte der Primaten manifestieren: das Recht auf Leben. Das bedeutet mit anderen Worten: keine Tötung von Affen, ausser zur Selbstverteidigung, und geschützte Lebensräume. Der zweite Punkt ist das Recht auf Freiheit. Es dürften demzufolge keine Affen in Tiergärten gefangen gehalten, noch im Zirkus zur Schau gestellt werden. Die letzte Säule soll das Recht auf körperliche Unversehrheit garantieren. Die Tiere dürften somit nicht mehr zu Forschungszwecken als Versuchskaninchen missbraucht und vor Folter geschützt werden.

 

Projekt Menschenaffen

 

Die spanischen Sozialisten mit Regierungschef Zapatero folgen dabei den Pfaden des internationalen "Projekt Menschenaffen” (www.greatapeproject. org/), das vor acht Jahren gestartet wurde und nach eigenen Angaben von Wissenschaftlern an 70 Universitäten unterstützt wird. "Wenn Spanien die Vorschläge annimmt, wäre es nach Neuseeland weltweit das zweite Land, das unseren Empfehlungen folgt”, sagt Pedro Pozas, der Generalsekretär des Projekts in Spanien. Niederlassungen der GAP-Organisation (Great Ape Project) existieren zur Zeit im spanischen Alicante unter der Bezeichnung "Proyecto Gran Simio España” (www. proyectogransimio.org), in Neuseeland, Taiwan, Polen, Kanada, Australien, Russland, Argentinien und Brasilien.

 

Kritik von allen Seiten

 

Das Vorhaben löste in Spanien erheblichen Wirbel aus und stiess zum Teil auf heftige Kritik. "Zu viel Fortschrittlichkeit führt zur Lächerlichkeit. Die Regierung will den Affen Rechte einräumen, die sie ungeborenen Kindern versagt”, meinte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, unter Hinweis auf die Problematik der Abtreibung. Die Chefin der spanischen Sektion von "Amnesty International”, Delia Padrón, beklagte: "Es ist erstaunlich, dass den Affen Menschenrechte zugesprochen werden sollen, obwohl noch nicht einmal alle Menschen diese Rechte besitzen”.

 

Zuerkennung von Grundrechten

 

Die spanische Umweltministerin Cristina Narbona unterstützt die Initiative, stellte aber zugleich klar: "Es geht um gewisse Grundrechte, und nicht darum, den Affen die Menschenrechte zuzuerkennen.Dies ist ein Missverständnis, das durch eine falsche Übersetzung aufgekommen ist”. Spanische Tageszeitungen zweifeln dennoch. Laut einer Umfrage von "El Mundo” sollen sich mehr als drei Viertel der Leser gegen das Vorhaben ausgesprochen haben. Das Blatt verweist auf die Lösung naheliegenderer Probleme in Spanien bezüglich des Tierschutzes, beispielsweise dem umstrittenden Stierkampf. "El País” zieht das Ganze ins Lächerliche mit den Worten "Als nächstes werden Menschenaffen noch Rentenansprüche und das Recht auf Bäume mit 30 Quadratmetern Wohnfläche erhalten”.

 

Menschen sind Cousins der Schimpansen

 

Dagegen ist dem Abgeordneten Francisco Garrido, der das Vorhaben im Parlament vorgelegt hat, nicht nach Witzen zumute. Für ihn bedeuten die Menschenaffen "genetische Gefährten der Menschheit”. "Die Menschenaffen besitzen eine Selbstkontrolle und einen Sinn für die Vergangenheit und die Zukunft”, betonte der Parlamentarier. "Sie trauern über den Tod von Angehörigen, sie teilen sich die Nahrung, sie gehen feste Beziehungen ein und erlernen die Benutzung von Werkzeugen. Sie sind keine Menschen, aber sie gehören zu unserer Familie”. Der Philosoph Jesús Mosterín ergänzt: "Wir Menschen sind nicht die Kinder der Götter, sondern die Cousins der Schimpansen”. /ed

 

www.teneriffa-magazin.com/artikel_242.htm

 

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Kontroverse in Spanien: Menschenrechte für Menschenaffen?

 

Datum: 11.06.06 09:25

 

 

kath.net/idea vom 5.6.2906

 

Katholische Kirche: Regierung will Affen Rechte einräumen, die sie ungeborenen Menschen versagt -Kommentator von "El Pais": "Als nächstes sollen die Menschenaffen noch Rentenansprüche und das Recht auf Bäume mit 30 Quadratmetern Wohnfläche erhalten. 

 

Madrid - Sollen Menschenaffen bestimmte Menschenrechte erhalten? Über diese Frage ist in Spanien eine heftige Kontroverse entbrannt. Die regierenden Sozialisten wollen Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen aufgrund ihrer "Verwandtschaft" mit dem Menschen das Recht auf Leben, Freiheit und körperliche Unversehrtheit einräumen. Das hieße zum Beispiel, daß Menschenaffen nicht mehr in Zoos gehalten und in Zirkusarenen vorgeführt werden dürfen. Außerdem dürften Labors sie nicht mehr zu Forschungszwecken benutzen. Die Sozialisten gehen damit auf Forderungen des internationalen "Projekts Menschenaffen" ein, das nach eigenen Angaben von Wissenschaftlern an 70 Universitäten unterstützt wird. "Wenn Spanien die Vorschläge annimmt, wäre es nach Neuseeland weltweit das zweite Land, das unseren Empfehlungen folgt", sagte der Generalsekretär des Projekts in Spanien, Pedro Pozas. Scharfe Kritik an dem Vorhaben übte die katholische Kirche. "Die Regierung will den Affen Rechte einräumen, die sie ungeborenen Kindern verweigert", so der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastiàn. Abtreibungen sind in Spanien bei Gefahr für das physische oder psychische Wohl der Frau straffrei. Auf Widerspruch stieß die Initiative der Sozialisten auch in den Medien. So spöttelte ein Kommentator in der Zeitung "El Pais": "Als nächstes sollen die Menschenaffen noch Rentenansprüche und das Recht auf Bäume mit 30 Quadratmetern Wohnfläche erhalten."

 

Philosoph: Menschen "Cousins der Schimpansen"

 

Dagegen verteidigte der sozialistische Abgeordnete Francisco Garrido das Vorhaben. Er bezeichnete Menschenaffen als "genetische Gefährten der Menschheit". Sie seien zwar keine Menschen, "aber sie gehören zu unserer Familie". Der Philosoph Jesús Mosterin unterstützte das Vorhaben mit den Worten: "Wir Menschen sind nicht die Kinder der Götter, sondern die Cousins der Schimpansen."

 

www.kath.net/detail.php?id=13568

 

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Spanien: Menschenaffen bekommen Recht auf Leben

 

science.ORF.at/APA/Reuters vom 28.6.2006

 

Das spanische Parlament wird am Mittwoch aller Voraussicht nach Menschenaffen das Recht auf Leben zusichern und damit weltweit einen Präzedenzfall schaffen. 

 

Im konkreten Fall geht es um eine Resolution, in der Spanien aufgerufen wird, sich dem Projekt zum Schutz von Menschenaffen anzuschließen.

 

Engste genetische Verwandte des Menschen

 

Dies würde bedeuten, dass Menschenaffen als engste genetische Verwandte des Menschen auf eine Stufe mit eben diesen gestellt werden, wie Befürworter der Initiative am Dienstag erklärten.

 

Sie erwarten eine deutliche Zustimmung der regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero zu dem Entwurf, der von einem Abgeordneten der Grünen eingebracht wurde.

 

Nach Sozialreformen

 

Die Resolution wurde von der katholischen Kirche und von Konservativen zunächst kritisiert und folgt auf eine Reihe sozialer Reformen.

 

Zuletzt hatte die Mitte-Links-Regierung gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert und den Einfluss der katholischen Kirche im Bildungssektor reduziert.

 

Schutz auch für andere Tierarten?

 

Das Projekt zum Schutz von Menschenaffen wurde 1993 von den Philosophen Peter Singer und Paola Cavalieri gegründet. Ihrer Meinung nach steht diese Spezies dem Menschen so nahe, dass sie auch das Recht auf Leben und Freiheit verdient und vor Folter geschützt werden muss.

 

Sollte Spanien sich diesem Denken offiziell anschließen, wäre dies der erste Schritt hin zu einem rechtlichen Schutz auch für andere Tierarten wie Elefanten, Wale und Delfine, erklärten Wissenschaftler.

 

Einige hundert Menschenaffen in Spanien

 

In Spanien selbst gibt es nur wenige hundert Menschenaffen, die meisten davon sind Schimpansen. In der Resolution wird die Regierung aufgerufen, sich auch in Afrika und Asien für den Schutz dieser Art einzusetzen.

  

www.science.orf.at/science/news/144953