Ape Tales

Epulu

Epulu und Kitoto

 

Nachdem die Qualhaltung der beiden Schimpansen Epulu und Kitoto im Wuppertaler Zoo schon seit längerer Zeit und zunehmend in der Kritik steht (siehe u.a. Düstere Zeiten... [hpd vom 9.11.2011]), brachte  die Westdeutsche Zeitung (mit über 300.000 Lesern eine der größten Tageszeitungen der BRD) am 23.12.2011 (also kurz vor Weihnachten!) einen großformatigen Artikel (Sorge um Epulu und Kitoto), der sich, bezugnehmend mithin auf das Great Ape Project, ebenfalls ausgesprochen kritisch positionierte. Es war dies höchst erfreulich, zumal in der WZ bislang noch NIE ein kritisches Wort zu einem der regionalen Zoos zu lesen stand. Der Artikel wirbelte hinter den Kulissen des Wuppertaler Zoos (und vermutlich nicht nur dort) enormen Staub auf, zumal ein eigenes WZ-Leserforum mit Stimmabgabe-möglichkeit angeschlossen wurde, in dem mehr als zwei Drittel der (knapp 1000) Teilnehmer sich für eine Umsiedelung der beiden Schimpansen an einen geeigneteren Ort aussprachen und nur 12% der Ansicht waren, den Schimpansen gehe es gut.

 

Am 31.1.2012 stellte die WZ ein ausgesprochen kritisches Video ins Netz. Da die Kritik an der Haltung der Schimpansen im Laufe des folgenden Jahres nicht abebbte, gab die Zooleitung eine "Gutachterliche Stellungnahme" in Auftrag: als "Gutachter" firmierte der frühere Tierarzt des Wilhelma-Zoos Stuttgart, Dr. Wiolfram Rietschel, der nach einer Begehung des Wuppertaler Menschaffenhauses am 12.12.2012 feststellte, die beiden Schimpansen Epulu und Kitoto befänden sich "unter Berücksichtigung ihres Alters in einem ausgezeichneten Ernährungs- und Pflegezustand". Es seien "keinerlei frische oder abgeheilte Verletzungen zu erkennen". Im Übrigen seien "keine Auffälligkeiten im Verhalten der beiden Schimpansen zu beobachten", insbesondere seien "keine Aggressionen zwischen den beiden Tieren erkennbar", Das Fehlen einer Außenanlage werde durch "die geräumige, gut möblierte Innenanlage z.T. kompensiert, da sich das Dach öffnen läßt und den Tieren die gesamte Fläche Tag und Nacht und zu jeder Jahreszeit zur Verfügung steht". Das offensichtlich als reines Gefälligkeitsgutachten von Zootierarzt zu Zootierarzt erstellte Papier - Rietschel stellte seine Beobachtungen während eines einzigen Besuchstages an - wurde unmgehend vom Zoo verbreitet.

 

Erfreulicherwesie setzte sich Anfang 2014 der Schauspieler Christoph Maria Herbst ("Stromberg") in einem Schreiben an den zuständigen Regierungspräsidenten für die beiden Schimopansen ein.

   

Weitere Infos über die Schimpansen in Wuppertal auf Facebook (leider wird die Seite seit geraumer Zeit nicht mehr mit der erforderlichen Aufmerksamkeit gepflegt)

Kitoto
Juli 2014: Nach jahrelangem Protest engagierter TierrechtlerInnen und massivem öffentlichem Druck hat der Zoo Wuppertal endlich ein Freigehege für die vorgehaltenen Bonobos geschaffen. Auch Schimpanse Epulu, der seit Jahrzehnten in einem winzigen Betonbunker verwahrt wird und noch nie Gras unter den Füßen gespürt hatte, darf diese Anlage stundenweise - abwechselnd mit den Bonobos - benutzen; desgleichen Schimpansin Kitoto, die seit Jahren in dem gleichen düsteren Betonbunker gehalten wird wie Epulu. siehe hier

Trotz des nunmehr endlich erstellten Freigeheges verstößt der Zoo Wuppertal nach wie vor gegen die Richtlinien des neuen Säugetiergutachtens. Und das nicht nur mit Blick auf die Schimpansen und Bonobos, auch zahlreiche sonstige Gehege entsprechen den neuen Vorgaben nicht.
 
Wie sich schnelll herausstellte, kommt die neue Außenanlage indes fast nur den Bonobos zugute: Epulu und Kitoto weigerten sich von Anfang an, sie zu betreten. Bis heute konnten sie ihre Scheu vor dem für sie Unbekannten nicht überwinden und können nur mit viel Mühe ab und an ins Freie gelockt werden. Vielleicht auch widerstrebt dem mittlerweile hochbetagten Epulu und der ebenfalls schon in die Jahre gekommenen Kitoto nur der Umstand, dass sie auf dem Weg ins Außengehege - ein gravierender Fehler in der Bauplanung - am Innengehege der Bonobos vorbei müssen, was jedesmal mit Riesengeschrei und großer Aufregung einhergeht.
 
Jedenfalls zeigen Epulu und Kitoto bis heute wenig bis gar kein Interesse an der Außenanlage, die folglich fast nur von den Bonobos genutzt wird. Die beiden Schimpansen sitzen nach wie vor die meiste Zeit und ohne jede Beschäftigung in ihrem 40qm-Innenbunker herum. Zu „kognitiver Anreicherung“ hat man ihnen vor einiger Zeit ein paar ausrangierte Fußbälle zur Verfügung gestellt, für die sich allerdings weder Epulu noch Kitoto interessieren.

Aktueller Stand der Dinge

 

Am 27.9.2019 verlautbarte der Zoos Wuppertal, die mittlerweile 51 bzw 38 Jahre alten Schimpansen jetzt plötzlich doch abgeben zu wollen, nachdem das jahrelang und Nachdruck abgelehnt worden war. Am 1. 0ktober 2019 wurden die beiden Narkose gelegt und abtransportiert: Epulu in den Zoo Heidelberg, Kitoto in den von Antwerpen.

 

Keineswegs aber erfolgte die Abgabe der beiden alten Tiere im Interesse einer besseren Unterbringung Epulus und Kitotos, wie der Zoo behauptete, vielmehr ausschließlich im Bestreben, das eklatante Missmanagement und die Haltungsfehler der Wuppertaler Zooleitung zu kaschieren: Mit der jetzt plötzlich doch für möglich gehaltenen Abgabe der beiden Schimpansen wurde deren Innengeheger frei, in dem nunmehr Bonobo Bili untergebracht werden konnte, dessen geplante "Integration" in die bestehende Bonobo-Großgruppe auf ebenso fatale wie vermeidbare Weise fehlgeschlagen war.

 

Im Klartext: Die beiden alten Schimpansen wurden abgeschoben, weil man ihr Gehege brauchte, um dort Bonobo Bili unterzubringen, den man fahrlässig, sprich: ohne primatologischen Sachverstand, aus dem Zoo Frankfurt in den Zoo Wuppertal verbracht hatte, wo es – erwartungsgemäß - nicht gelang, ihn in die bestehende Bonobo-Gruppe zu integrieren.

 

Anfang 2019, in Zusammenhang mit dem Drama um Bili, hatte sich das Wales Ape & Monkey Sanctuary anerboten, Epulu und Kitoto sofort und selbstverständlich gemeinsam aufzunehmen. Seinerzeit hieß es seitens des Zoos, die beiden Schimpansen seien zu alt, um sie in eine andere Einrichtung zu transferieren, sie würden allein schon die für den Transfer erforderliche Narkose nicht überleben. Jetzt ging das plötzlich schon: am 1. 0ktober 2019 wurden sie abtransportiert.

 

Die beiden alten Tiere, die seit 13 Jahren zusammenlebten, voneinander zu trennen, war und ist tierethisch völlig unverantwortbar. Es wäre nicht das erstemal, dass ein von einem Zoo in einen anderen verschubter Menschenaffe an plötzlichem Herzversagen stirbt. Hintergrund ist das (auch aus dem Humanbereich bekannte) sogenannte Broken-Heart-Syndrom (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie), eine akut auftretende Herzmuskelschwäche, die durch großen emotionalen Stress ausgelöst wird und nicht selten zum Tod führt. Zoodirektor Dr.Lawrenz nahm dieses Risiko offenbar billigend in Kauf.

Epulu in Heidelberg

Drei Wochen nach der Abschiebung der beiden Schimpansen aus dem Zoo Wuppertal besuchte ein Team des Great Ape Project Epulu im Zoo Heidelberg, wo er offenkundig isoliert gehalten wird. Entgegen der Behauptung des Zoos, es habe erfolgreiche bzw. erfolgversprechende erste Schritte zu seiner Vergesellschaftung mit den vier in Heidelberg lebenden weiblichen Tieren gegeben, deutet tatsächlich nichts darauf hin: Epulu, der beim Besuch des GAP-Teams alleine im Freigehege saß, wies blutende Bisswunden an Oberarm und Fuß auf; er machte insgesamt einen eher apathischen Eindruck.

Wie ein Plakat am Eingang des Heidelberger Menschen-affenhauses mitteilt, werde das Haus zeitweise geschlossen, um die Eingewöhnung Epulus nicht zu stören: "Für die Dauer der Eingewöhnung wird das Große Affenhaus daher immer wieder zeitweise geschlossen, damit sich die Schimpansen ganz in Ruhe kennenlernen können.". Tatsächlich geht es offenkundig nur darum, dass Besucher nicht sehen sollen, wie Epulu von den vier eingesessenen Schimpansinnen gemobbt und gebissen wird.

 

Wie es der zeitgleich mit Epulu in den Zoo Antwerpen verschubten Kitoto geht, ist nicht bekannt. Bekannt ist lediglich, dass aus dem Umfeld des Zoos verlautbart wurde, Epulu sei verstorben, weshalb man Kitoto (gnadenhalber sozusagen) aufgenommen habe. vgl. Gazet van Antwerpen vom 1.10.2019.