Labor

Medizinische oder pharmazeutische Versuche an Großen Menschenaffen sind in Europa seit Mai 2010 grundsätzlich verboten. Nach jahrelangem Streit - und gegen erbitterten Widerstand mithin aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (obwohl angeblich schon seit Anfang der 1990er in Deutschland keine Experimente an Menschenaffen mehr genehmigt worden waren) - einigten sich die Regierungen der EU auf eine entsprechend novellierte Tierschutzrichtlinie. Allerdings bestehen weiterhin Ausnahmeregelungen: Wenn sich in Europa etwa eine für Menschen lebensbedrohliche Krankheit ausbreiten sollte, wären Experimente an Menschenaffen wieder erlaubt; auch wenn sie selbst von einer Seuche bedroht wären, könnten wieder Versuche an ihnen durchgeführt werden. Ansonsten aber darf in der EU an Menschenaffen nicht mehr experimentiert werden.

 

Nicht wenige Wissenschaftler sehen insofern den Wissenschaftsstandort Deutschland bzw. Europa in Gefahr: sie weichen mit ihren Experimenten ins  außereuropäische Ausland, vor allem in die USA, aus.

 

In Deutschland bzw. Europa selbst geht gleichwohl der jährlich zigmillionenhafte "Verbrauch" von Kleinaffen und anderen Tieren für medizinische, pharmazeutische und kosmetische Forschung ungehindert weiter: mit massiv steigenden Zuwachszahlen.

Früchtekorb zur Begrüßung in Wales

Zehn "Laboraffen" befreit 

 

Nach monatelangen Verhandlungen mit einem deutschen Pharmakonzern konnten am 12.3.2019 zehn in einem Berliner Versuchslabor des Konzerns gefangengehaltene Makaken befreit und in das dem Great Ape Project angeschlossene Wales Ape & Monkey Sanctuary nach Südengland verbracht werden. Das Berliner Labor gab die Tiere nur heraus unter der Bedingung, dass weder der Laborname noch der Name des dahinterstehenden Konzerns öffentlich genannt werde. Gleichwohl die Affen behördlich beschlagnahmt worden waren, hätte die tatsächliche Herausgabe endlos verzögert werden können - oder man hätte die Tiere einfach verschwinden lassen -, wäre nicht eine bindende Vereinbarung unterzeichnet worden, die Namen von Labor und Konzern unerwähnt zu lassen. Im Interesse der Tiere, möglichst schnell wegzukommen, wurde solche Vereinbarung denn auch getroffen (und wird mit Blick auf die mögliche Freigabe weiterer Tiere auch eingehalten). Nach einer 1200km-Fahrt kamen die zehn Affen wohlbehalten in Wales an. Welche und wieviele Tiere weiterhin in dem Berliner Labor gefangengehalten werden, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden: das Waliser Rescue Team durfte das Laborgelände nicht betreten. (CG)

 

TIERBEFREIUNG #103/Juli 2019

Weiterführende Texte und Informationen:

 

Versuche an Menschenaffen aus medizinischer Sicht. in: Aktionsgemeinschaft schweizer Tierversuchsgegner

 

Keine Tierversuche an Menschenaffen. in: Albert Schweitzer Stiftung

 

Life in a Laboratory. in: Free the Mazor Monkeys