Ludwig Heck

Altnazi und Rassist Ludwig Heck

Prof. Dr. Ludwig Heck (1860-1951) leitete von 1888 bis 1931 den Berliner Zoo. 1956 wurde - posthum - eine Grundschule in Berlin nach ihm benannt, gleichwohl Heck bekanntermaßen nicht nur Zoodirektor war, sondern überzeugter und offen bekennender Nationalsozialist (vgl. Nazi-Zoos).

 

Ort des Anstoßes war und  ist die Ludwig-Heck-Grundschule, Königstraße 32, in Berlin-Mariendorf.

 

Ende November 2017 wandten sich der Politkünstler Wolfram Kastner und der Psychologe Colin Goldner  in einem "Offenen Brief" an die Verwaltung und das Abgeordnetenhaus der Stadt Berlin, in dem sie forderten, die Schule umgehend umzubenennen.

 

Auszug aus dem "Offenen Brief"  vom 24.11.2017:

 

Als posthumer Namensgeber der Schule firmiert bis heute Prof. Dr. Ludwig Heck (1860-1951), der jahrzehntelang als Direktor den Berliner Zoo geleitet hatte, woraus ihm große Popularität in der Berliner Bevölkerung erwachsen war. (1931 übergab er den Zoo an seinen Sohn Lutz (vgl. Keine Ehre für Nazi-Zoodirektor); auch sein zweiter Sohn, Heinz, trat in die Fußstapfen des Vaters: er war ab 1927 Direktor des Münchner Tierparks Hellabrunn.)

 

Ludwig Heck war, ebenso wie seine Söhne, überzeugter Nazi, was aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen zweifelsfrei hervorgeht. In seiner 1936 vorgelegten Autobiographie etwa rühmte er sich, schon Nationalsozialist gewesen zu sein, "lange bevor man das Wort überhaupt erfunden" habe. An gleicher Stelle ließ er sich über die Segnungen des "Dritten Reiches" aus: "Und dieselbe Gleichmacherei war es auch, die mich in unserem 'Zweiten Reich' so unsagbar bedrückt hat, weil diese Bevorzugung, ja geradezu Verhätschelung des Geringwertigen, Minderwertigen, sogar Gemeinschädlichen zugunsten der Vollwertigen, Überwertigen, der leistungsfähigen Qualitätsmenschen in absehbarer Zeit mit tödlicher Sicherheit zum Untergang unseres Volkes hätte führen müssen." Anderweitig pries er die Blut-und-Boden-Propaganda als eine der "besten Errungenschaften unseres Nationalsozialismus".

 

Als zoologischer Rassenkundler war Ludwig Heck maßgeblich an der Entwicklung der nationalsozialistischen Rassenlehre und des sogenannten Sozialdarwinismus des NS-Staates beteiligt. Er beteiligte sich überdies (wie auch seine Söhne) an der "Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe", einer 1935 von "Reichsführer SS" Heinrich Himmler geschaffenen Einrichtung, die dazu diente, die NS-Rassenideologie des "arischen Herrenmenschen" wissenschaftlich zu untermauern und die ethnische und kulturelle Verfolgung anderer "Rassen" pseudowissenschaftlich zu legitimieren.

Anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahre 1940 wurde Ludwig Heck von Hitler höchstpersönlich mit der "Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft", der höchsten "Kulturauszeichnung" des NS-Staates, geehrt.

Heck mit Angehörigen der Sara-Kaba, Berlin, 1931

Unter der Ägide Ludwig Hecks als Zoodirektor fanden zahlreiche kulturchauvinistische und teils offen rassistische "Völkerschauen" im Zoo Berlin statt: die zur Schau gestellten "Wilden", darunter Menschen aus Südafrika/Transvaal (1897), Samoa (1900) oder sogenannte "Tellerlippennegerinnen" aus der Region des heutigen Tschad (1931), bezog Heck in erster Linie über den Hamburger Tierhändler Hagenbeck.

 

Selbst der "Verband der Zoologischen Gärten" (VdZ) (vormals: "Verband Deutscher Zoodirektoren - VDZ), ein Zusammenschluss (vorgeblich) wissenschaftlich geführter Zoos, distanziert sich – gleichwohl erkennbar nicht an konsequenter Aufarbeitung der Geschichte des deutschen Zoowesens zwischen 1933 und 1945 interessiert – von der Zoodirektorendynastie Heck. Auf der website des VdZ steht zu lesen, es dürfe bei der Würdigung der Hecks als bedeutende Tiergärtner "nicht verschwiegen werden, dass ihre Beziehung zu Ideologie und Führerschaft des Dritten Reiches eine Form hatte, die weit hinausging über Mitläuferschaft und bloßes deutschnationales Denken (…). Vielmehr stellten sich Vater und Söhne aktiv in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie, die Söhne - oder zumindest Lutz -  als Mitglieder der NSDAP und Fördermitglieder der SS. (...) Zudem unterhielt die Familie Heck freundschaftliche Beziehungen zu Personen der obersten Führungsetage des Dritten Reiches."

 

Auch in der Dokumentation, die der Berliner Zoo zu seiner Nazi-Vergangenheit auf dem Zoogelände eingerichtet hat – 70 Jahre nach Kriegsende und keineswegs aus eigenem Antrieb – , wird die enge Verbindung Ludwig Hecks mit dem Nazi-Regime zur Sprache gebracht (was den Zoo indes nicht davon abhält, bis heute und völlig unkommentiert eine Ehrenbüste Ludwig Hecks auf dem Zoogelände zu präsentieren).

In der Ludwig-Heck-Grundschule hängt im Eingang eine bronzene Ehrentafel für den Namensgeber.

 

Kastner und Goldner halten es für skandalös und völlig inakzeptabel, dass eine öffentliche Grundschule bis heute unbeanstandet nach einem ausgewiesenen Rassisten und Nationalsozialisten benannt ist.

 

Sie fordern, dass die Schule umgehend umbenannt wird. Sie schlagen insofern eine Umbenennung in "Sara-Kaba-Grundschule" vor, in ehrendem Gedenken an die Menschengruppe aus dem heutigen Tschad, die im Zoo Berlin im Rahmen einer "Völkerschau" im Jahre 1931 in menschenverachtend-rassistischem und entwürdigendem Kontext zur Schau gestellt wurde.

 

Die Ehrentafel im Eingang der Schule muß mit einem Hinweis versehen werden, dass Ludwig Heck als ausgewiesener Rassist und Nationalsozialist nicht länger Namenspatron der Schule sein kann.

Der "Offene Brief" zeitigte entsprechende Medienresonanz:

 

- Berliner Grundschule nach Altnazi benannt. in: hpd vom 24.11.2017

- Ärger um Ludwig-Heck-Grundschule in Mariendorf. in: BZ vom 24.11.2014

- Lernen im Namen eines Naziforschers. in: Berliner Kurier vom 25.11.2017

- Grundschule trennt sich von Nazi-Namen. in: Tagesspiegel vom 27.11.2017

- Altnazi bald nicht mehr Namenspatron. in: Neues Deutschland vom 28.11.2017

- Grundschule legt Namen eines Altnazis ab. in: junge Welt vom 27.11.2017
- NS-Ideologen sind keine Namenspatrone. in: B90/Die Grünen vom 27.11.2017

- Grundschule trennt sich von nationalsozialistischem Namenspatron. in: Berliner

  Woche vom 29.11.2017
 
Auf Mediennachfrage hin behauptete die Schule, vor Jahren schon eine Änderung des Namens ins Auge gefasst und auf den Weg gebracht zu haben. (Keine Auskunft hingegen gab es zur Frage, weshalb man seither noch nicht einmal die Ehrentafel entfernt und/oder die beschönigenden Verweise auf Hecks Verdienste von der website der Schule gelöscht hatte.) Drei Tage nach Versand des "Offenen Briefes" jedenfalls
verlautbarte die  Senatsverwaltung in einer offiziellen Pressemitteilung, der Name der Schule werde in der Tat zu Beginn des neuen Schuljahres (also im Herbst 2018) geändert. Neue Namenspatronin soll eine Überlebende der Shoa sein.

Der plötzliche und SEHR schnelle Beschluß zur Umbenennung der Schule habe indes, so die Senatsverwaltung,  NICHTS mit der öffentlich vorgertragenen Kritik Kastners und Goldners zu tun. Die Frage, weshalb man an der Benennung der Schule nach einem Altnazi und ausgewiesenen Rassisten jahrzehntelang nichts zu beanstanden wusste, wurde erwartungsgemäß nicht beantwortet.

Das Great Ape Project begrüsst die Entscheidung der Senatsverwaltung, die Schule nach einer Überlebenden der Shoa umzubenennen, ausdrücklich. Weshalb man das nicht längst getan hat - und weshalb man überhaupt jemals die Schule nach dem als Nazi und Rassisten bekannten Ludwig Heck benannte (zuvor war sie als Schule a.d. Ackerstraße bekannt) -, bleibt ungeklärt.

 

Geklärt werden muß hingegen, wieso der Zoo Berlin bis heute auf dem Zoogelände eine Ehrenbüste für Ludwig Heck präsentiert. Diese Büste muß mit einer entsprechenden Hinweistafel versehen werden (wie man das 2015 - auf Druck des Great Ape Project und ausgesprochen widerwillig - mit der benachbarten Büste von Lutz Heck bereits gemacht hat).

 

Und geklärt werden muß, weshalb noch eine weitere Schule in Berlin nach einem ausgewiesenen Rassisten benannt ist: die Hagenbeck-Schule. Der Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck gilt nicht nur als Erfinder des "modernen Zoos" sondern auch der rassistischen "Völkerschauen" in den Zoos. Er war Zulieferer auch für die "Völkerschauen" im Berliner Zoo.